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Die digitale Demenz – Warum wir lieber Paragraphen als Pixel zählen

Die digitale Demenz – Warum wir lieber Paragraphen als Pixel zählen
  • September 25, 2025

Neulich im Café. Neben mir ein amerikanischer Tourist, der seiner Frau per AirPods simultan übersetzt, was der Barista gerade auf Italienisch erklärt. Ich, mit meinem deutschen Apple-Account, schaue dumm aus der Wäsche. Die Funktion? Bei uns nicht verfügbar. Zu gefährlich, versteht sich. Man könnte ja versehentlich ins 21. Jahrhundert stolpern.

Willkommen in Europa, wo wir die Zukunft so gründlich regulieren, dass sie lieber woanders stattfindet.

Es ist schon eine besondere Ironie: Während wir in Brüssel noch darüber debattieren, wie viele Ethik-Kommissionen eine KI absegnen müssen, bevor sie „Guten Tag" sagen darf, hat ChatGPT längst die Hausaufgaben unserer Kinder erledigt – vermutlich besser strukturiert als dieser Artikel. Aber hey, wir haben dafür den AI Act! Ein legislatives Meisterwerk von der Länge eines mittleren Romans, das etwa so verständlich ist wie Quantenphysik nach drei Gläsern Wein.

Die Wahrheit tut weh: Wir sind die digitalen Hypochonder geworden. Bei jedem technologischen Fortschritt rufen wir reflexartig nach dem Regulierungs-Notarzt. „Hilfe, da kommt eine Innovation! Schnell, macht ein Gesetz dagegen!"

Der Cookie-Banner-Wahnsinn

Nehmen wir die DSGVO. Großartige Idee, wirklich. Datenschutz für alle! Was haben wir bekommen? Eine globale Klick-Olympiade, bei der wir täglich hundertmal auf „Alle Cookies akzeptieren" hämmern, weil die Alternative ein 47-seitiges Auswahlmenü ist. Währenddessen sammelt Meta weiterhin fröhlich unsere Daten – nur jetzt mit mehr Papierkram.

Der Digital Markets Act sollte die Tech-Giganten zähmen. Resultat? Apple zuckt mit den Schultern und schaltet neue Features für Europa einfach ab. „Zu kompliziert", heißt es dann. Und wir? Wir nicken verständnisvoll und diskutieren weiter über digitale Souveränität, während wir auf zehn Jahre alten Smartphones herumtippen, weil die neuen Funktionen „noch geprüft werden müssen".

Die Bevormundung als Bürgerschutz

Das Perverse daran: Wir nennen es Bürgerschutz. Als wären Europäer eine Spezies von digitalen Dummköpfen, die man vor der bösen Technologie bewahren muss. „Nein, nein, lieber Bürger, diese KI-Übersetzung ist nichts für dich. Geh lieber wieder Vokabeln pauken wie 1987."

In Shenzhen entwickeln 16-Jährige währenddessen Apps, die morgen die Welt verändern. In Palo Alto wird gerade die nächste Revolution programmiert. Und wir? Wir sitzen in Ausschüssen und diskutieren, ob eine KI, die Katzenbilder erkennt, als „Hochrisiko-Anwendung" eingestuft werden sollte. Man weiß ja nie. Könnte gefährlich werden. Diese Katzen.

Der wahre Skandal

Der wahre Skandal ist nicht, dass wir regulieren. Der Skandal ist, dass wir so tun, als würden wir damit irgendetwas schützen außer unserer eigenen Bedeutungslosigkeit. Wir bauen keine Schutzwälle – wir graben unseren eigenen digitalen Graben. Und während wir noch diskutieren, ob die Brücke darüber den aktuellen DIN-Normen entspricht, ist der Rest der Welt längst drübergeflogen.

Vielleicht sollten wir ehrlich sein: Wir haben Angst. Angst vor Veränderung, Angst vor Kontrollverlust, Angst davor, dass die Welt schneller dreht, als unsere Verwaltung Stempel verteilen kann. Also tun wir das, was wir am besten können: Wir erfinden Regeln. Für alles. Bis zur totalen Lähmung.

Vom Kontinent der Dichter zu Bedenkenträgern

Europa, der Kontinent der Dichter und Denker? Von wegen. Wir sind zum Kontinent der Bedenkenträger und Verhinderer mutiert. Unsere größte Innovation der letzten Jahre? Ein Cookie-Banner. Gratulation.

Die bittere Pointe: Während wir noch darüber streiten, wie man KI ethisch korrekt reguliert, nutzen Millionen Europäer längst VPNs, um auf die Technologien zuzugreifen, vor denen wir sie angeblich schützen wollen. Der mündige Bürger findet seinen Weg – nur eben an unseren gut gemeinten Regelwerken vorbei.

Zeit für eine unbequeme Wahrheit

Zeit für eine unbequeme Wahrheit: Entweder wir hören auf mit diesem Regulierungs-Theater und fangen an, wirklich zu gestalten. Oder wir akzeptieren unsere neue Rolle als digitales Freilichtmuseum, wo Touristen hingehen, um zu sehen, wie man früher mal Internet gemacht hat.

Bevor die Paragraphen kamen.

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